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Maria 2.0 – die Anerkennung der Frau in der Kirche – reicht´s. Sie wehren sich gegen das Jahrtausende alte Patriarchat hinter katholischen Mauern und schlagen sieben Thesen an Toren verschiedener Bistümer.

Ich bin neugierig und habe mich für das Ansehen von Frauen in Weltreligionen interessiert. Hier eine Zusammenfassung.

Gläubige Feministinnen werden laut

Alle Weltreligionen sind patriarchalisch: die Größten sind Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus.

Die Folgen des Machtprinzips lauten bis heute: Unterdrückung, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt.

Was ich spannend finde ist, dass jede Frau unterschiedlicher Religion ihre Vision der Gleichberechtigung und des Miteinanders zwischen Mann und Frau herausliest und interpretiert. Dennoch sind wir weit davon entfernt und ich denke, in der Religion liegt die größte Last weiblichen Ansehens.

Frauen müssen in ihrem Glauben um Anerkennung kämpfen. Religiöse Schriften weisen auf die Qualitäten der Frauen hin, aber das war es auch schon. Ein sogenanntes Preisen der Frau und ihrer Qualitäten bleibt ausgeschlossen.

Der Hinduismus war vor 3000 Jahren feministisch weiter als heute

Vedische Schriften wurden nachweislich vor mehr als 3000 Jahren ebenfalls von gebildeten Frauen verfassen. Sie wurden geachtet und respektvoll behandelt.

Doch nach und nach wurde der Hinduismus instrumentalisiert, um Frauen zu unterdrücken.

Frauen durften nicht mehr studieren, heilige Schriften nicht mehr interpretieren und wurden so zur Unterdrückung gezwungen.

Erst seit kurzem kommt wieder ein erneutes Umdenken in Gang.

Frauen dürfen nun wieder studieren, heilige Schriften lesen und werden sogar zu Hindu-Priesterinnen ernannt, die Zeremonien leiten und zunehmend in Führungspositionen akzeptiert werden.

Das Amt einer Pfarrerin in der evangelischen Kirche wurde vor rund 50 Jahren möglich. 1999 wurde in Deutschland die erste evangelische Bischöfin gewählt.

Katholische und orthodoxe Kirchen schieben dieser hochaktuellen Notwendigkeit einen Riegel davor. Frauen als Priesterin oder gar Bischöfin bleibt hier weiterhin ein Tabuthema.

Ende Februar 2021 wurde zum ersten Mal eine Frau als Generalssekretärin ins Amt befördert. Die Frauenquote im katholischen Amt lässt grüßen.

„…Und wenn ich Paulus lese und da heißt, ‚es gibt hier weder Mann noch Frau, weder Freien noch Sklaven‘, dann kann ich das nur als eine einzige Aufforderung verstehen zur Gleichberechtigung. Und insofern ist diese Vision für mich völlig klar aus biblischer Sicht.“

Frau Petra Bosse-Huber, heutige Auslandsbischöfin der EKD

Prophet Mohammad hat sich einst was anderes gedacht

Prophet Mohammad setzte sich sehr für die soziale Rolle der Frau ein. Sie durfte in Moscheen mitbeten, an Diskussionen teilnehmen, lesen und schreiben lernen.

Einige Manuskripte des Koran wurden von Frauenhand geschrieben.

Im Koran sind Mann und Frau gemäß der Schöpfung ihrem Wesen nach gleichgestellt. Grammatikalisch ist die Seele weiblicher Natur.

Der Schleier ist der Dreh- und Angelpunkt der Instrumentalisierung, der nur Frauen edler Herkunft als Standessymbol dienen sollte.

Im 19. Jahrhundert entstand im persischen Islam die Reformbewegung der Bahai.

Auch hier war ein Prophet am Werk, der für die gesellschaftliche Gleichstellung kämpfte.

Die Bahai wurde sehr viel abverlangt; dennoch gilt sie bis heute als vorbildlich:

Mann und Frau müssten sich aus der Sicht der Bahai ergänzen.

Das Zentrum der Bahai liegt in Haifa, Israel.

In Israel verknüpfen sich sinnbildlich die Bahai und das Judentum. Beide Religionen haben eine besondere Bedeutung für die Friedensarbeit.

Das Judentum befindet sich im Umbruch

Viele Frauen bestimmen ihre Rolle neu. Es gibt Rabbinerinnen, die die Thora lesen und interpretieren dürfen. Eine wichtige Aussage für die Gleichstellung im Judentum ist die biblische Aussage: Sarah sagt Abraham, was er zu tun hat. Ein entscheidender Satz.

Buddha hatte eine Tante – der Buddhismus im Aufbruch

Das weibliche Pendant zum Bikhú, dem buddhistischen Mönch, ist Bikhuni, mit gleichen Rechten und Pflichten. Gekleidet im orangen Gewand.

Da die erste buddhistische Nonne Buddhas Tante war, konvertieren immer mehr Frauen zum Buddhismus über.

Weibliche Lösungsansätze brechen auf

  • Alte patriarchalische Strukturen aufzubrechen, fordert Geduld.
  • Frauen müssen mehr aneinanderrücken, um sich gegenseitig Mut zu machen, denn Frauen können in allen Teilen der Gesellschaft und in allen Religionen einen wichtigen Beitrag zu Veränderung leisten.
  • Frauen aus verschiedenen Kulturen können einander ermutigen und in einen Erfahrungsaustausch gehen

Deutschlandfunk, Gleichberechtigung in den Weltreligionen, 20.01.2021