Ein Beruf mit einer 99,9%igen Frauenquote?
Hebamme!
Ich bin mir sicher, ohne familiäre Prägung wäre ich nie auf die Idee gekommen, den Beruf der Hebamme in die engere Wahl meiner Berufswünsche aufzunehmen. Ehrlich gesagt, hatte ich gar keine andere Wahl, denn es gab nur diesen einen Berufswunsch für mich.
Kaum 18 und den Schulabschluss in der Tasche, wurde mein Traum Wirklichkeit.
Wenn ich heute auf meine über 25 Jahre Berufserfahrung zurückblicke, fühle ich mich stolz und erschrocken zugleich.
Eine Hebamme ist primär nicht nur für das Kinderkriegen da, sondern um Frauen in ihrer (werdenden) Rolle zu unterstützen. Weibliche Veränderungsprozesse mitzugestalten und zu unterstützen, darin liegt der wahre Kern der Hebammenarbeit – inklusive Partner.
Die letzten zehn Jahre deckten in meiner zentralen Arbeit mit Frauen blind spots auf, die mich persönlich nachdenklich stimmen.
Sie sind ein Weckruf für die Weiblichkeit, dem Frausein in uns!
Blind spot Nr.1 Die Kaiserschnittrate in Deutschland liegt aktuell bei 30,2% und zeigt sich in den letzten Jahren als konstant. Studien beweisen, dass die Hälfte nicht invasiv, also ohne bedeutsame Indikation, indiziert sind.
Hier gibt es zwei Arten an weiblichem Defizit:
- Die Frau misstraut ihrer einzigartigen weiblichen Potenz. Das weibliche Geschlecht ist der Inbegriff von gebären. Die meisten Frauen haben Angst vor dem Geburtsprozess und somit auch vor dem Geburtsschmerz.
Übrigens, eine Geburt kann auch in orgasmischen Ekstasen verlaufen.
Auch ich bin diesen Weg gegangen – als Frau und Mutter.
- FrauenärztInnen verordnen einen Kaiserschnitt, weil es „besser für die Frau sei“, z.B. weil ihr Baby zu schwer geschätzt wird. Diese Frauen sind erleichtert, dass ihnen eine Entscheidung abgenommen wurde. Sie hinterfragen ihre persönliche Situation nicht: WAS WILL ICH ALS FRAU EIGENTLICH?
Die eventuelle Möglichkeit einer Zwischenlösung sehen sie nicht bzw. wird nicht erfragt.
Ein Kaiserschnitt bleibt weiterhin ein sicheres Verfahren, das – seit es möglich ist – die mütterliche und kindliche Sterblichkeitsrate enorm sinken ließ. Dahinter steckt eine invasive lebensrettende Maßnahme, die dann (ein)greift, wenn es dafür eine zwingende Indikation gibt.
Mittlerweile bin ich überzeugt: Frauen werden in mentalen Defiziten stecken bleiben, solange sie ihrem weiblichen Körper mißtrauen.
Blind spot Nr.2 Frauen machen sich von der Außenwelt abhängig.
Zeitweise ertrinken sie als Follower in den Social Media-Kanälen, machen sich von Meinungen & Entscheidungen abhängig oder schicken ihren Partner vor, weil sie denken, irgendetwas nicht zu können. In den meisten Fällen ist es aber reine Bequemlichkeit.
Aus beruflichen und persönlichen Beobachtungen kann ich sagen, daß die Männerwelt mittlerweile viel mehr in Haushalt, Familie, Kindererziehung, etc. eingebunden wird – und TROTZDEM fühlen sich Frauen unzufrieden, in Selbstzweifel und letzten Endes innerlich leer.
Blind spot Nr.3 Frauen wollen gerettet werden.
Studien zeigen, Frauen bevorzugen eine Partnerschaft und spätere Familiengründung in ihrem Leben, statt eine berufliche Karriere anzustreben. Soweit, so gut.
Sind die Kinder soweit entwachsen, bleiben die PS für den nächsten Lebensabschnitt auf der Straße liegen.
Unsere weiblichen Generationen haben es uns vorgelebt und leider tappen die nächsten weiblichen Generationen ebenfalls herein.
Frauen müssen bereit sein, sich selbst zu befreien, um in ihre Berufung zu kommen.
Hier liegt der Unterschied zu erfolgreichen Frauen: Sie haben ihren persönlichen Weg der Selbstverwirklichung nie aus den Augen gelassen.
Ich stelle mich: Ich bin unzufrieden, wie frau sich in ihrer unbewussten Hilflosigkeit gibt.
Lasst uns mutiger und frecher werden! Lasst uns den vermeintlichen Perfektionismus verabschieden und groß denken und leben!