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Das weibliche Becken – Tatort Nummmer 1 während der Geburt

Ich möchte Dich mit einem (und vielen weiteren, die noch folgen) wichtigen Rüstzeug Deines Körpers vertraut machen.

Das weibliche Becken ist ein Körperteil, das in seinen Fähigkeiten grundsätzlich unterschätzt wird.

Ich gehe mal stark davon aus, dass Dir in den letzten Wochen Deine Beckenweite aufgefallen ist. Das ist gut und darf jetzt auch sein, denn dein Körper bereitet sich auf eine Geburt vor und möchte Deinem Baby den bestmöglichsten Platz für seinen Prozess bieten. Ich kann Dich jetzt schon beruhigen: Die Weite bildet sich nach der Geburt wieder zurück.

Lass uns direkt zu Anfang ein kleines Gedankenspiel machen. Stell Dir ein menschliches Becken vor und betrachte es von allen Seiten. Sicherlich fällt Dir auf, dass ein Becken trichterförmig nach unten zuläuft. An dieser Stelle verrate ich Dir, dass ein männliches Becken nach unten hin viel spitzer zuläuft als bei Frauen und eine Geburt unmöglich macht. Das männliche Becken ist dafür gar nicht geschaffen und ausgerichtet.  Der Winkel bei einem weiblichen Becken ist nach unten hin stumpfer. Das bedeutet, dass ein Becken dem Baby viel mehr Platz bietet.

Ich gehe noch einen Schritt weiter, denn ich möchte, dass Du erfährst, wie viel Platz Du Deinem Baby unter der Geburt bietest.

Setz Dich gerade auf einen Stuhl und schiebe deine Handinnenflächen links und rechts unter Deinen Po. Garantiert ertastest Du zwei dicke Knochen. Das sind Deine Sitzbeinhöcker. Unter der Geburt bieten Deine Sitzbeinhöcker dem Baby eine räumliche Orientierung, quasi sind das die Strassenpfeiler auf dem Weg nach draußen. Für Dich ist es nun wichtig zu ertasten, wie viel Platz Du zwischen Deinen Sitzbeinhöckern zulässt. Das sind im Schnitt 12 cm Durchmesser.  Es kommt Dir wahrscheinlich nicht ausreichend vor, allerdings im Verhältnis zum Durchmesser des kindlichen Köpfchens ist das eine ganze Menge.

By the way, was schätzt Du: Wie viel Zentimeter muss Dein Kind durch Dein Becken rutschen? Gefühlt, denkst Du sicherlich etliche Meter oder sogar Kilometer, aber es sind rund 10 bis 12cm.

Im Hebammenjargon spreche ich häufig vom „Rutschen“. Dein Baby rutscht abwärts, wenn Du Dir das Becken seitlich betrachtest. Es hat was von einer Geburtsrutsche. Auf einem Spielplatz ist das nichts anderes. Wenn Kinder unten ankommen, werden sie aufgrund der Kurve langsamer. Unter der Geburt benötigen sie um das Steißbein ein wenig länger. Sie müssen ebenfalls „um die Kurve“. Dein kleines Steißbeingelenk trägt für zusätzlichen Raum bei. Es knickt etwas ab.

Beckenräume: queroval, rund, längsoval.  Wie soll denn da ein Baby durchrutschen?

Hm, ein querovaler American Football könnte sich nicht mal so eben durch ein Becken drehen.

Im Geburtsvorgang muss sich daher Dein Baby den Beckenräumen anpassen. Mit einer Drehung von 90° und Beugung seines Köpfchens versucht es sich jeder Räumlichkeit anzupassen.

Die oberste Etage ist der Beckeneingang.  Der Beckeneingang beginnt am kleinen Beckenring und sieht queroval aus. Hier beginnt für Dein Baby seine Geburtsarbeit. Das kindliche Köpfchen muss sich daher quer einstellen, um in einer optimalen Startposition zu liegen.

Als nächstes kommt die mittlere Etage, die sogenannte Beckenhöhle. Sie ist rund und der größte Raum. Die Beckenhöhle liegt vor dem Steißbein und bildet ein gedachtes Dreieck zwischen den Sitzbeinhöckern und dem Schambein. Sinnbildlich betrachtet sieht dieser Raum ein wenig wie eine Kuhle aus.

Die letzte Etage ist der Beckenausgang, der in seiner Form längsoval und das Tor zur Freiheit ist. Dein Baby wird mit tiefer Kopf(ver)beugung geboren, um anschließend sein Näschen in die Freiheit zu strecken.

In diesem Sinne,

Die Cleverness von Mutter Natur Während Dein Becken Raum für den Geburtsprozess bietet, passt sich Dein Baby nicht nur mit seiner Drehung und Beugung den Beckenräumen an, sondern schafft gleichzeitig mit seiner weichen Schädelstruktur optimale Bedingungen, um Platz zu sparen.